Donnerstag, 10. Oktober 2024

Die Bedeutung des Versöhnungstages

Jom Kippur beginnt morgen abend, jüdische Feiertage beginnen abends und enden auch dann. Daran ändern auch eher reformbewegte und teilweise sehr interessegeleitete Tempel und Täubchen nichts. Nicht wahr, Theodor Herzl! Bruno? Helmut? Historische Traditionen? Welche will wer nicht? Und was genau sollen die Gründe sein? Nun, die aversiven Reaktionen auf diese teilweise dann doch reichlich interessegeleiteteten Strömungen zur reformbewegten Landnahme sind sicher sehr verständlich, siehe zum Beispiel die Lernumgebung des Zug der Zeit D. Wem nutzte es? Wem nutzt es? Nein, gemeint ist natürlich nicht die auf Anhieb funktionierende und hilfreiche Heizung. Welcher Bauart?




Müssen wir uns wirklich schämen und im Untergrund unsere Rituale mit uralten Wurzeln weiter fortführen? Ist es nicht verständlich, dass so viele Menschen ausgesprochen ablehnend reagieren? Merkwürdig sind manche Traditionen geworden. Und leider in vielen Fällen nicht im guten Sinne. Das Bild im verlinkten Artikel sieht auch etwas merkwürdig aus. Das Widderhorn im Bild hat verschiedene Symboliken, mit Pauken und Trompeten fällt aber bestimmt niemand durch in der Prüfung bei der Frage nach den Anmutungen beim Anblick. Und auch das Bild weiter unten im verlinkten Artikel zum sogenannten Kapparot, dem "Hühnerschwenken" am Vorabend von Jom Kippur, hat schon viele Fragen aufgeworfen. Beispielsweise diese, ob Hühner im Kofferraum als Vorbereitung für ein Mahl auch einen Auffahr-Unfall überstehen können. Mon Général? 





Gerne hätte ich die Antwort von Ihnen persönlich erfahren. Aber einer Zubereitung stand so oder so sicher nichts im Wege. Hühnerschwenken. Ich habe auch schon einen uralten erfahrenen Haudegen und Rabbiner bei diesem Ritual am Screen gesehen. Seltsam. Es sabbelt soeben sehr sublim. Wie? Sehen Sie da etwa auch eines? Also ich nicht .. ! Und ich bin wohl auch nicht der Grund für rituelles Hühnerschwenken über Köpfen von uralten Haudegen. Sicher sind viele Rituale sehr seltsam, manches ist Tradition und in einen historischen Zusammenhang einzubetten, manches hat an Strenge und Bedeutung auch verloren. Die Zeiten sollen ja wesentlich friedlicher geworden sein, weshalb manche schon behauptet hat, man benötige nicht länger jiddischen und schwarzen Humor! Was genau soll dann heute helfen? Das Huhn? Nun: Gerne können Sie es jetzt auch bei freigeschalteter Sicherheitsstufe mit terroristisch aversivem Druckdarmgespiele am Unterleib von Einheiten versuchen. Darling? Die Wunschanmeldung? Die Bedeutung von Jom Kippur haben Sie wohl eher nicht verstehen wollen, nehme ich an.



















Nun denn. Fragen über Fragen. Und wer will, kann sicher sehr viel mehr erfahren über Riten, Rituale und Traditionen. Nicht nur am Versöhnungstag - Jom Kippur. Die Synagoge und ihre moderne reformbewegte Variante des Tempels wird nicht unbedingt benötigt, um diesen Tag rituell zu gestalten. Die Synagoge ist nämlich auch eine "Schul". Eine Studierstube. Ein Stibl. Oder auch eine Klause. Wir sind es also selber, die auch eine Synagoge gestalten können. 




Ich möchte das besonders betonen. Sei es Studierstube. Sei es Ritualraum. Wir können selber gestalten. Und wer darf? Jede und jeder, der will! Selbstverständlich. Auch die Freunde von Oonagh und Arthur. Niemand benötigt eine Eintrittskarte zum Feiern und zum Gestalten von Ritualen. Das ist gute alte Tradition. Ein wohltuender Teil von Heimat! Auch in der Moderne. Die Mahlzeit als Ritual zum Freitagabend, zum Shabbat, gehört auch dazu, ob wir nun alleine speisen oder auch mit anderen. Und wie streng man nun die Rituale begeht wie das unten genannte Fasten ist wohl auch eher eine Frage des persönlichen Wohlbefindens.




Salcia Landmann schreibt dazu in ihrem Buch "Die jüdische Küche", verlinkt auch auf dem Board "Eine kleine Kulturgeschichte der Küche": Zehn Tage nach dem jüdischen Neujahr folgt der Jom Kippur, der Versöhnungstag, an welchem von früh bis spät, mit nur kurzen Unterbrechungen, in der Synagoge gemeinsam gebetet und volle vierundzwanzig Stunden lang total gefastet wird. Man darf nicht einmal einen Schluck Wasser zu sich nehmen. Am Abend zuvor wird natürlich eine besonders üppige Mahlzeit serviert, damit man besser durchhalten kann. Man achtet aber darauf, scharf gewürzte Speisen zu vermeiden, weil sie Durst erzeugen können.




Mancherorts gehört zu diesem Festmahl vor Jom Kippur - Beginn als unerlässlicher Bestandteil eine goldfarbenen Hühnerbrühe mit Kreplach - kleine fleischgefüllte Ravioli - darin. Außerdem kenne ich keinen jüdischen Haushalt, bei dem es üblich wäre, sich nach dem Fasten sogleich auf das abschließende Festmenu zu stürzen.  Bei der Heimkehr aus der Synagoge trinkt man in der Regel zunächst eine Tasse Milchkaffee oder ein Gläschen Schnaps und ißt ein Stück Kuchen dazu. Meist ist es irgend eine Art von Apfelkuchen: eine gedeckte Apfelpastete oder ein Apfelstrudel, oder aber ein gugelhupfartiges Gebäck, genauer ein Sandkuchen oder "Gleichschwer", gebacken in Kasten oder Tortenform.




Im Haus des Wiener jüdischen Schriftstellers Felix Salten backte man hierfür genau den gleichen Kuchen, den Kaiser Franz Joseph alltäglich bei seiner langjährigen Geliebten, der Hofschauspielerin Katharina Schratt, zum Milchkaffee beim Frühstück und am Nachmittag kredenzt bekam. Für jene, die es nicht wissen sollten: Salten schrieb die berühmten Kinderbücher über das Reh Bambi und vermutlich auch den nicht minder berühmten, anonym erschienenen, pornographischen Roman über die arrivierte Vorstadthure Mutzenbacher. 




Das Backrezept gelangte zu den Saltens, weil deren Köchin mit jeder der Katharina befreundet war. So aß man bei Saltens wenigstens einmal im Jahr genau dassselbe wie der Kaiser. Und da den Juden unter seiner Herrschaft gute, friedliche Zeiten beschert waren und sie in jenen Jahren auch sonst viel Leckeres aus der Koch- und Backkunst der Donaumonarchie im allgemeinen, Wiens im speziellen, übernahmen, wurde das Backrezept in die vorliegende Sammlung aufgenommen.




Nach diesem kleinen Imbiß, der vor allem dazu dient, den ersten Hunger nach dem langen Fasten ein wenig zu stillen, kommt dann das große Festdiner, das mancherorts von einer goldfarbenen Hühnerbouillon mit glitzernden, golden schimmernden Fettaugen darauf und mit Kreplach eingeleitet wird. und genauso üppig  ist wie das am Vorabend des Fasttages und an allen übrigen großen Feiertagen. Meist zeigt sich aber, daß mit dem ersten, durch den Kuchen gestillten Heißhunger auch schon der Appetit weitgehend gestillt ist. Wer wirklich radikal gefastet hat, knabbert jetzt nur noch lustlos ein wenig an den vielen Speisen herum ...

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