Samstag, 17. Dezember 2022

Das Wintertagebuch

von Nigel Slater. Kapitel Weihnachtslieder: ... Der Ursprung der Weihnachtslieder liegt vermutlich im Wassailing, jenen enthusiastischen dörflichen Gesängen am Dreikönigstag, die den lokalen Obstgärten gutes Gedeihen bringen sollen (Anmerkung: Siehe Heide Göttner-Abendroth, Frau Holle, Die Rauhnächte und das Wilde Heer). Auf jeden Fall fühlen sich die Stechpalme und der Efeu aus "The Holy and the Ivy" so ähnlich an. Diese immergrünen Gewächse haben schon seit heidnischen Zeiten eine enge Verbindung zum Winter, obwohl die religiöse Erklärung eine ganz andere ist: Die weißen Blüten der Stechpalme sind ein Symbol der Reinheit, ihre roten Beeren stehen für das Blut Christi und die Stacheln erinnern an die Dornenkrone. So oder so ist es ein tolles Weihnachtslied, das am besten mit Schmackes gesungen werden sollte. Das Oxford Book of Carols berichtet, dass Melodie und Text von einer Mrs. Clayton aus Chipping Campden stammen und von Mrs. Wyatt aus East Harptree um weitere Zeilen ergänzt wurden; beide hatten vermutlich keinen "Schmackes" im Sinn.





Es gibt einen Augenblick in der Kirche, wenn die Gemeinde aufsteht, mit dem Rascheln von Gesangbüchern und Mänteln, dem dumpfen Innehalten der Orgel und einem tiefen Luftholen aus vielen Kehlen. Dieser Klang verläßt uns nie, egal, wie lange es her ist, dass wir das letzte Mal in der Kirche waren. Manche Weihnachtslieder sind wunderbar, wenn sie von einer kleineren Gruppe von Menschen gesungen werden, aber es gibt ein paar, die wirklich einen ganzen Chor brauchen. Zumindest für meine Ohren. Ich würde behaupten, dass "Stille Nacht, heilige Nacht" und "Once in Royal David's City" die solistische Perfektion ausgebildeter Chorsänger benötigen. Schön gesungen, können beide Lieder mich zu Tränen rühren. Ich habe nie verstanden, warum diese beiden Lieder bei mir, dem wahrscheinlich unreligiösesten Menschen, den man sich vorstellen kann, so starke Gefühle auslösen. Sie haben eine unvergängliche Unschuld und Verwundbarkeit in sich. 




Ein Wort zu Charles Wesley. Dieser fleißigste britische Verfasser von Weihnachtsliedern wurde im Dezember 1707 als achtzehntes Kind von Samuel und Suzanna Wesley geboren. Ich wohne nur ein paar Häuser weiter, und mir gefällt die Vorstellung, dass ihm "In das Warten dieser Welt" einfiel, als er am ersten Weihnachtstag 1738 an der St Mary's Church in Islington vorbeiging. Ob das stimmt oder nicht, spielt für mich keine wirkliche Rolle, nur, dass er ein paar meiner liebsten Kirchenlieder hinterlassen hat.





Aus: Nigel Slater, Das Wintertagebuch, Seite 290


Veröffentlicht auf den Boards "Shamans - Rites", "It's Friday - Es ist Freitag", "Christmas - Winter Solstice - Weihnachten", "Für Davina und die Little People", "Für Luca und die Little People" und "Eine kleine Kulturgeschichte der Küche"

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