Samstag, 19. Juni 2021

Der Misrachi

Zitat aus:
Verena Dohrn, Die Kahans aus Baku, Eine Familienbiographie, S.. 83 f
Bildmaterial Pinwand Pinterest "Der Zug der Zeit"





Der Misrachi (Akronym von Merkas ruchani, Geistiges Zentrum, zugleich das hebräische Wort für "Osten") war ein Zusammenschluß von rabbinischen und neoorthodoxen Juden, die sich der zionistischen Bewegung anchlossen, ohne die Autorität der überkommenen Vorschriften in Frage zu stellen. Dies ist theoretisch ein Widerspruch, verurteilte das traditionelle rabbinische Judentum doch die Rückkehr von Zion vor der Ankunft des Messias. Doch die Säkularisierung entkräftete das religiöse Verbot, und die jüdische Aufklärung begründete diese Entwicklung. Das Aufkommen der modernen nationalen Ideen und Bewegung unter der Juden lenkte die Gedanken, Emotionen und Phantasien erneut auf ein Territorium, das "Land der Väter". Hinzu kam, dass di konkrete politische wie wirtschaftliche Not die Juden in der osteuropäischen Diaspora erfinderisch machte und nach Auswegen, anderen Domizilen, suchen ließ. 




So entstanden aus dem Zusammenwirken dieser drei Faktoren im Russischen Reich bereits während der 1870er Jahre die ersten Gruppen von Zionsfreunden (Chowewei Zion). Man mobilisierte die alte, von Juden wie von Nichtjuden immer wieder diskutierte Idee, Juden aus der Diaspora als Kolonisten in das Land der Bibel zurückzuführen. Sie wurde in der neuen hebräischen Literatur gefeiert, die nicht etwa in Palästina, sondern im östlichen Europa, vor allem in Litauen entstand. In den Selbstwehrgruppen geen Pogrome, zuerst in Südrussland Anfang der 1880er Jahre, wurde die Zionsidee politisiert. Man begann, sie pragmatischer zu handhaben. Die russländischen Juden in Odessa waren die ersten, die Auswanderung, zionistisch Aufstieg, aliah, genannt, nach Palästina im großen Stil organisierten. 





Im Laufe der Zeit, vor allem nach der Entstehung des politischen Zionismus in Westeuropa, differenzierte sich die Bewegung. Die Kulturzionisten und die Religiösen, die vorwiegend aus dem östlichen Europa kamen, bildeten jeweils eigenen Fraktionen, weil sich dort traditionelle Lebensführung und Vorstellungen länger bewahrten als im Westen und sich im Prozess der Moderne ein nationales Selbstverständnis herausbildete und weniger ein konfessionelles. Die Repräsentanten der rabbinischen Juden in Ost- wie in Mitteleuropa konterten die Anfechtungen durch die Moderne, die die jüdische Gemeinschaft im Exil aufzulösen drohten, mit der Idee des Judentums als nationale Religion, die nur im geistigen Zentrum Zion regeneriert und gerettet werden kann. Dies Vorstellung blieb der gemeinsame Nenner der religiösen Zionisten wie der Neoorthodoxie. 





Als Chaim Kahan Mitte Dreißig und Vater von fünf Kindern war, gab es bereits Chowewei Zion - Gruppen in Brest und in den Städten der Umgebung, auch dort, wo Chaim geschäftlich tätig war, in Warschau, Wilna, Riga, Charkow, Kiew, Petersburg. Möglicherweise war er schon dabei, als sich die Zionsfreunde 1184 zur ersten Konferenz im oberschlesischen, heute polnisch, damals preußisch-regierten Kattowitz trafen, oder drei Jahre später (1887)  im litauischen Kurort Druskinimkai oder aber 1889 in Wilna.  Ein Jahr später wurden sie von der zaristischen Regierung anerkannt. Infolge der auf dem V. Zionistenkongress, vor allem aber auf der russischen Zionisten-Konferenz in Minsk geführten Debatten über die Rolle der Kultur gründeten sie 1902 in Wilna den Misrachi, um die Interessen innerhalb der Religiösen zu stärken. 





Eines der ersten großen Projekte des Misrachi war die Entwicklung eines modernen, doch traditionsbewussten hebräischen Bildungssystesm in Palästina, die mit der Gründung der Tachkemoni - Schule in Jaffa begann, für die Chaim Kahan im Frühjahr 1914 in großem Stil gespendet, Grund und Boden erworben hatte. Durch den Misrachi spann er Verbindungen nach Deutschland, an den Handelsplatz am Main. Die Tachkemoni - Schule wurde von Frankfurt aus augebaut und gefördert. 

Zug der Zeit

Nur um das Niveau auch der KI-Szenarien im Zuge hybrider Kriegsführung anzudeuten: Sind Sie der Ansicht, die luntegelegten Damen und Herren,...