Der erste Weltkrieg zog neue Trennungslinien durch jene Grenzlandschaften. Österreich wurden seine Provinzen genommen. Polen konnte alte Reiche geltend machen: Galizien, ein Teil Wolhyniens ging an die Republik: Rumänien erhielt die Bukowina; die Sowjetmacht eroberte Podolien. Und der zweite Weltkrieg der Nationalsozialismus zerstörte sie dann. Juden, viele Polen und Ukrainer in Galizien, der Bukowina, in Wolhynien und Podolien wurden ermordet. Tot ist die ostjüdische, die Vielvölkerkultur.
Die Reformpolitik der Sowjetunion, von ihr ermutigte Volksbewegungen in Mitteleuropa sind dabei, den "Eisernen Vorhang" einzureißen, den Blick wieder freizugeben auf jene Landschaften, in denen, wie Paul Celan einmal sagte, einst Menschen und Bücher lebten.
Verena Dohrn, Reise nach Galizien. Grenzlandschaften des alten Europa