21.44 uhr. Der kleine halbe Knoppers-Riegel stillt auch nicht unbedingt meinen Hunger. Das Schnitzel vom Imbiss mag ich nicht mehr, im Kühlschrank war noch eine kleine Flasche Merlot, wenigstens das, der Mülleimer riecht mal wieder merkwürdig, obwohl ich die schicke schwarze Tonne im Vintage-Stil jetzt schon mit Waschmittel parfümiere. Und die dreckigen Teller stapeln sich auch mal wieder auf dem riesigen Holzbrett über der Spüle. Die Küche ähnelt einem dreckigen Shtetl. Ja. Das weiß ich doch.
Und auch ein weiteres Vorurteil kann ich nur bestätigen. Es gibt in jedem Raum tatsächlich reichlich Bücher. Einige werden gerade wieder verkauft, denn es langweilt mich dann doch eher. Andere hingegen werde ich wohl ein ganzes Leben lang behalten. Ich sollte mal wieder aufräumen in der Küche. Stimmt. Und saubermachen. Genau wie im Arbeits- und Gästezimmer. Da stehen jede Menge Kartons. Und davor auf der schwarzen Kommode mit den getrockneten Blumen und den kleinen Tannen-Bäumchen im Jutesack brennt neben den Bildern der Göttin in ihren vielen Formen fast Tag und Nacht ein kleines Licht. Die leeren Kartons auf dem Boden passen nicht so ganz dazu. Auch das ist richtig.
Vorhin kam die riesige Plastik-Flasche per Paket an. Noch mehr Kartons. Und Plastik-Müll. Das Teil hat wohl Spieler-Format. Für Luca. Beim Feldtraining. Warum ist da denn so eine spitze schwarze Öffnung dran? Aber was weiß ich schon von American Football. Ich sitze jetzt wieder hier hinten im großen Bett. Am Laptop. Und bin blind und blöde. Im Flur ist es eher dunkel, lediglich eine Holz-Laterne mit einem Teelicht leuchtet, draußen sind hin und wieder vereinzelt Stimmen durch das geöffnete Fenster zu hören, und nur die einkommenden Streams bei Twitter sorgen hier hinten im Zimmer für Abwechslung in dieser doch ansonsten eher stillen und dunklen Nacht. Fremdes, Bekanntes, Vertrautes: Nein, auch das Tür-Geräusch höre ich wirklich fast überhaupt nicht, man könnte fast meinen, das ist hier teilweise wie ein emsiger Tür-Betrieb im Bahnhof, nur halt wesentlich leiser, und nun macht auch noch der Stream am Laptop mit den Live-Interviews ganz kurz brummige Nebengeräusche. Ich gebe am Bildschirm ein:
"das habe ich gehört .. stöhn doch mal in echt"
Kurze Bildschirm - Recherche. Ooh ...
"auf jeden fall sagen, dass er das richtig gut macht ... und dass Sie das so wirklich noch nie erlebt haben"
Noch eine kurze Bildschirm - Recherche
muahahaaahhaaaaaaaaaaaahhhaaaaaaahaa ..... therapiert ihr euch da gerade gegenseitig?