Eine weitere Interpretation: Um das kosmisch Runde im Symbol des Frauenkörpers herauszuarbeiten, vernachlässigten die Frauenskulpturen in der Altsteinzeit Arme, Beine und Taille ihrer Figürchen. Die Venus von Willendorf und andere dickleibige Frauendarstellungen sind keine realistischen Nachbildungen urzeitlicher Frauen, sondern Äußerungen eines kosmischen Gedankens, der den Frauenkörper der Rundung unterordnet ...
Ähnliche Funde in aller Welt beweisen, daß man von einem Typus sprechen kann. Die Form, das Runde war das Sinntragende der Darstellung ... Die steatotypen (?) Frauenfiguren der Altsteinzeit symbolisieren die kosmische Erfahrung der Welt, in der wir leben. Sie haben nicht das geringste zu tun mit plumper Sexualität, die oft von Forschern in rückwärts gerichteter Projektion mit den archaischen Frauenfiguren verbunden wird. Sie sind auch nicht auf einen Archetyp von Mütterlichkeit zu reduzieren.
Beispiele von Marie König, Das Weltbild des eiszeitlichen Menschen, in: Gerda Weiler, Der Aufrechte Gang der Menschenfrau. Eine feministische Anthropologie. Marie E. P. König (geb. als Marie Emilie Paula Schwager; * 10. September 1899 in Forst; † 5. Oktober 1988 in Güdingen) war eine deutsche autodidaktische Prähistorikerin, Höhlenforscherin und Münzforscherin. Sie widmete sich vor allem der Symbolik paläolithischer Höhlenmalereien und -ritzungen sowie dem Weltbild vorgeschichtlicher Menschen.